Das Berliner Dong Xuan-Center, welches von Natur aus samstags schon immer gut besucht ist, veränderte sich am vergangenen Samstag schlagartig, als Polizeiautos mit ihren Sirenen dort ankamen und die Sicherheitsvorkehrungen vor dem „ Việt Phố“ strenger wurden. Ein besonderer Gast sollte vorbeikommen. Andere Gäste, die vietnamesische Speisen genießen wollten, mussten ausweichen.
An diesem Samstagnachmittag ist der Himmel bewölkt. Das Wetter erregt kein Aufsehen, eher die Autokolonne der vietnamesischen Botschaft, die mit hoher Geschwindigkeit auf das Gelände des Dong Xuan-Centers fährt. Die Händler sind überrascht. Aus einer schwarzen Limousine steigt der vietnamesische Planungs- und Investitionsminister Nguyễn Chí Dũng aus. Nur ein paar Handschläge und schon verschwindet der Politiker im vietnamesischen Restaurant, welches sich direkt beim Eingang des Dong Xuan-Centers befindet.
Er kommt zu einem Empfang von einigen vietnamesischen Unternehmern und Vereinigungen in Deutschland. Ein Reporter einer vietnamesischen Online-Zeitung aus Berlin zeigt sich aber enttäuscht: „Wir durften nicht rein, um Fotos zu schießen oder Berichte zu schreiben, wie es sonst immer der Fall ist. Eigentlich sollte es eine Freude sein, wenn ein Minister aus Vietnam sowie der Botschafter die Community und die Unternehmer besuchen und eigentlich sollte man auch möglichst viel darüber erfahren dürfen, doch sie haben es uns verboten reinzukommen und Fotos zu machen.“
Ein Teilnehmer des Empfangs und Unternehmer zeigte sich nicht minder enttäuscht über dieses Treffen mit dem vietnamesischen Planungsminister Nguyễn Chí Dũng: „Ich komme von weit her angereist. Als ich mein Handy hochhielt, um den Herrn Minister zu fotografieren, kam sofort eine Person und hinderte mich daran. So seien Fotos und Videos an diesem Abend verboten. Ich finde es sehr schade und ich habe noch nie so etwas gesehen! Zudem haben sie während dem gemeinsamen Abendessen Zigarren herausgeholt und diese geraucht. Der gesamte Laden füllte sich mit Rauch, was für Nichtraucher wie mir und meinem Freund sehr unangenehm war und zudem auch schädlich für die Gesundheit war.“
Und so erklangen die Gläser sowie Glückwünsche bis tief in die Nacht. Der Grund, warum das Fotografieren und Filmen verboten war, bleibt bis zum jetzigen Zeitpunkt ein Rätsel.
Wie als hätte es eine „Empfehlung“ gegeben, stand der vietnamesische Planungsminister nach 21 Uhr auf und verließ das Restaurant schnell. Ihm folgten der vietnamesische Botschafter Vũ sowie die gesamte Delegation. Die Autokolonne fuhr nur einige hundert Meter weiter zum „East Moon Berlin 2“, einem neuen vietnamesischen Restaurant in der Nähe des Dong Xuan-Centers, mit der Straßenbahn nur eine Station entfernt. Zahlreiche Vietnamesen, darunter viele Frauen, erwarten bereits den vietnamesischen Planungsminister. Er soll dort seine Rede anlässlich des Internationalen Frauentages halten, der am 8. März war. Und der Spaß der im Ausland lebenden Vietnamesen geht weiter, gemeinsam mit dem aus Vietnam angereisten Minister.
Hà, eine Unternehmerin aus Berlin, vergleicht Planungsminister Dũng wie einen Kurier und sagt mit Witz: „Er geht essen. Das ist gut, ihm geht es gut. Vielleicht darf er dann „besondere Dienstleistungen“ in Anspruch nehmen.“ Es gehört zum ungeschriebenen Protokoll, wenn vietnamesische Politiker zu Gast in Berlin sind. Vietnamesische Unternehmer laden sie zum Essen ein, bringen sie zum Sightseeing und kommen in den Genuss von sogenannten „besonderen Dienstleistungen“.
Am Sonntag darauf hat Planungsminister Dũng einigen älteren Deutschen den Freundschaftsorden des vietnamesischen Staates überreicht. Vermutlich aufgrund der Beziehungen zwischen Vietnam und Deutschland, die es schon seit Zeiten der ehemaligen DDR gab. Nur wenig später fuhren er und seine Delegation aus dem InterContinental Berlin ins vietnamesische Restaurant „Thành Koch“, welches ebenfalls in der Herzbergstraße, also in der Nähe des Dong Xuan-Centers, liegt. Und wie die Tage zuvor, hört man die Gläser klingen und Leute den Spruch „Prost und Ex!“ rufen.
Man könnte den Arbeitsbesuch des vietnamesischen Planungs- und Investitionsminister Nguyễn Chí Dũng als einen Rekord bezeichnen: innerhalb von zwei Tagen war er in einem Hotel und drei Restaurants. Enger kann der Kalender nicht geplant sein.
Thu Phương – VD-News
Übersetzung: Hoàng Chính – VD-News